60 Jahre Wallbergbahn – Die Seilbahn in Rottach-Egern am Tegernsee feiert Jubiläum

„…. ein traumhaft schönes, sicheres Schweben.“ Mit diesen begeisterten Worten hat der Heimatdichter Quirin Hagn im Jahr 1954 eine Institution im Tegernseer Tal beschrieben, die heuer 60 Jahre alt wird. Seit ihrer feierlichen Eröffnung am 20. April 1951 hat die Wallbergbahn mehr als 15 Millionen Gäste auf das 1.624 Meter hohe Plateau mit seiner überwältigenden Bergwelt und seinem atemberaubenden Panorama befördert und damit viel für den Tourismus im Tegernseer Tal geleistet.

Am 30. Juli ist anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der Wallbergbahn ein großes Bergfest geplant, zu dem Einheimische wie Gäste herzlich eingeladen sind.

Wie alles begann:
Die Geschichte der Bahn auf den Wallberg beginnt nicht erst mit ihrem Bau in den Jahren 1950 und 1951. Bereits in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts hatte eine Gruppe um den Gasthofbesitzer Max Bachmair versucht, Investoren für die Errichtung einer Personenseilbahn zu gewinnen. Doch trotz einer in Aussicht gestellten Rendite von fast acht Prozent gelang es nicht, das für den Bau erforderliche Kapital zu sammeln. Das Projekt scheiterte.

So blieb es einer Gruppe weitsichtiger Männer um den Ingenieur Kurt Becker, den örtlichen Kassenverwalter Sebastian Daimer und den Rechtsanwalt Dr. Karl Schnell vorbehalten, die Pläne für den Bau einer Bahn auf den Wallberg wieder aufzugreifen und am 10. Juni 1950 unter der Führung der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank eine Wallbergbahn Aktiengesellschaft zu gründen, die nur wenige Tage später mit dem Bau der Bahn begann.

Dieser erfolgte entlang der bereits zwanzig Jahre zuvor projektierten Trasse, die in einer Länge von 2.130 Metern an der westlichen Seite des Brunnentalgrabens auf das 1.624 Meter hoch gelegene Plateau zwischen dem Wallbergkircherl und dem eigentlichen Gipfelanstieg führte. Die Bauarbeiten führte eine aus den Münchner Firmen Held & Francke und Josef Riepl gebildete Arbeitsgemeinschaft unter größtmöglicher Beteiligung einheimischer Bau- und Handwerksbetriebe durch. Für die Bahn selbst entschied man sich für eine Zwei-Seil-Umlaufkabinenbahn der Kölner Firma J. Pohlig AG mit 42 Kleinkabinen für jeweils vier Personen.

Obwohl der Winter 1950 früh einsetzte und starken Schneefall mit sich brachte, konnte der Bau der Bahn sowie der Tal- und der Bergstation mit Nebengebäuden nach nur neun Monaten termingerecht abgeschlossen werden. Am 20. April 1951 wurde die Wallbergbahn feierlich ihrer Bestimmung übergeben.

Nur wenige Wochen danach wurde von der Wallbergbahn AG neben der Bergstation ein Gasthaus errichtet, das im Innern und auf der Terrasse jeweils 200 Menschen Platz bot. Das ihm angeschlossene und 1953 fertig gestellte Hotel verfügte über elf Zimmer mit 23 Betten undbot nicht zuletzt zahlreichen Prominenten aus Film, Musik, Sport und Politik Ruhe und Erholung. Im Gästebuch des damaligen Hotels finden sich Einträge von Johannes Heesters, Willy Brand, Franz-Josef Strauß oder Gina Lollobrigida.

Der Wallberg als Wintersportgebiet
Große Bedeutung erlangte der einst für seine schnelle Rodelbahn bekannte und beliebte Wallberg – und mit ihm die Bahn – in den fünfziger Jahren als Wintersportgebiet. Die bereits 1934/35 geschaffene Standardabfahrtstrecke, die schnell und wechselvoll über den Erlenhang und den Glaslhang hin zum gefürchteten Kanonenrohr führte, wurde im Winter 1951/52 durch eine zweite Abfahrtstrecke ergänzt. Die 5.400 Meter lange Moosabfahrt bot auch ungeübten Fahrern die Möglichkeit, am Wallberg ihrem Skivergnügen nachzugehen.

Im Winter 1952/53 errichtete die Bahngesellschaft zwei Lifte, den Schlepplift am Kircherlhang und den Sessellift auf den Setzberg, die den Zugang zu beiden Abfahrten erheblich verbesserten.

Aufmerksamkeit weit über das Tegernseer Tal hinaus fand zwischen 1951 und 1959 das vom Skiclub Rottach-Egern veranstaltete Rennen um den „Goldenen Schild vom Wallberg“. Der Wettkampf um die von der Wallbergbahn AG gestiftete Trophäe wurde von 1954 an sogar als offizieller Abfahrtslauf der Fédération Internationale de Ski (FIS) ausgetragen. Erste Gewinner waren der mehrfach bayerische und deutsche Abfahrtsmeister Karl Maurer vom SC Rottach- Egern und die Olympia-Teilnehmerin Marianne Seltsam vom SC Tegernsee. Den Streckenrekord hält bis heute Toni Sailer mit seiner Bestmarke von 2.22,7 Minuten aus dem Jahr 1954.

Der ausbleibende Schneefall und die zunehmende Attraktivität der dem Tegernseer Tal nahe gelegenen österreichischen Skiorte führten in den siebziger und achtziger Jahren zu einem Niedergang des Wallbergs als Skisportgebiet, der einen wirtschaftlichen Betrieb der Skilifte zunehmend unmöglich machte.

Im April 1982 erwarb der Münchner Bauunternehmer Josef Schörghuber die Anteile der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank an der Wallbergbahn AG. In den darauffolgenden Jahren und Jahrzehnten wurde die Bahn saniert und technisch modernisiert. So wurden 1995 die zu diesem Zeitpunkt 44 alten Kabinen durch 50 neue ersetzt. Im Jahr 1998 wurde mit dem Bau des Panoramarestaurants an der Bergstation der Bahn eine weitere wichtige Weiche für die Zukunft der Wallbergbahn gestellt. Im Dezember 2001 kehrte man schließlich mit der Eröffnung der 6,5 km langen Naturrodelbahnen zu den Wurzeln des Wintersports am Wallberg zurück. Die ehemalige Standardabfahrt über den Glaslhang ist zwischenzeitlich als Skiroute ausgewiesen und erfreut sich bei Puristen und Tiefschneefans größter Beliebtheit.

Der Bau einer Depotbeschneiung für die Rodelbahn im Winter 2010 ist der jüngste Schritt, den die Gesellschafter, die Geschäftsführung und die Belegschaft der Wallbergbahn in den vergangenen Jahren unternommen haben, um die Bahn auf Münchens Sonnenberg zukunftsfest zu machen.

Weiterführender Link: www.wallbergbahn.de

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